Freitag

geschlagen

geschlagen verlasse ich
das Feld der Gefühle
müde und besiegt führe ich meinen Troß
nun wieder fort,
auf den Hügeln stehen deine Heere
und geben mir ein zwingendes Geleit
zum Abschied von diesem Ort -
siegreich hast du diesen Kampf geführt
und ohne Schlacht mich in die Knie gezwungen
denn nicht gemeinsam
sondern gegeneinander zogen wir ins Feld

berauscht sind deine Sinne
vom Triumph
denn walten kannst du nun
nach Lust und Launen
und mit stolz geschwellter Brust
hältst du jetzt fest die Zügel in der Hand

an deiner Seite stehen
zum Opfer jederzeit bereit
wollte ich des Lebens Kämpfe
mit dir fechten
doch du hast nun einen neuen Verbündeten zur Seite
nur einen Vasallen
doch im Moment macht er dich stark -
gegen ihn würde ich zu gerne meine Truppen führen
doch dein gewährter Schutz
verbietet mir das Schwert

wenn man im Kampf verliert
bleibt zwar die Niederlage bitter
doch ohne jemals einen Streich geführt
drücken Schmach und Schande
meine Schultern nieder

Dezember 2002

Donnerstag

Sie I

Als strahlende Erscheinung
lebt sie in mir fort
und gibt mir Wärme,
wo keine mehr ist.

An die gewesene Liebe
erinnert das bezaubernde Bild
und weckt zärtliche Gefühle
an eine verlorene Zeit.

Meine verklärten Gedanken
die gelten noch ihr,
doch wo nicht mehr erlebt wird
entschwindet der Mensch.

Die vertane Zeit der gemeinsamen Momente
verfolgt mich in Gedanken
und wirkt bitter,
denn die Hoffnung, die fehlt.

Doch die quälenden Sehnsüchte
von vergangener Liebe getragen
leben vom Schmerz, der zeigt,
daß man weiterlebt.

Oktober 2002

Mittwoch

Das Leben

Das Leben, das mich einst
mit dir verband
legt sich um meinen Hals
als Schlinge nun
und mit deinem Gehen
zieht sie sich enger, enger zu
erstickt und nimmt mein Leben.

Den Lebensmut, den einst
ich aus dir trank
such ich in meinem Herzen
nun vergebens,
denn mit deinem Fehlen
schmeckt jede Freude schal und
vergiftet nun mein Leben.

Die Bande, die mich einst
mit dir verknüpft
liegen aufgelöst und weggelegt
am Wegesrand
durch deinen Abschied
werden sie zu Fesseln mir
die meine Seele knebeln.

Dezember 2002

Dienstag

Siechtum

der faule Atem
der dem ganzen Fleisch entweicht
und warnend Wache hält
des unabänderlichen Endes nur gewiß

die müden Knochen
keiner geringen Last mehr fähig
und häßlich knirschend
sich schon selbst zermalmend

die fahle Haut
die mehr entblöst und zeigt
als gnädig hüllt und schützend birgt
den wunden Körper

die kranken Glieder
nur mehr geworf'ne Schatten ihrer selbst
nun jeder Kraft beraubt -
gewes'ne Stützen dieses Lebens

den kahlen Kopf
der unabläss'gen Pein schon lange leid
krönt totenmaskengleich
das schmerzverzerrte Antlitz eines Hoffnungslosen

sein Dasein
längst einer Kloake gleich
die überquillt
vom Ekel dieser Welt

als Opferstätte
übermüt'ger menschlicher Begierden
der Wurzeln fremd
die ihn verwesend in die Erde ziehen

Dezember 2002

Montag

Die Berge meiner Heimat

die Berge meiner Heimat
Kepa, Dobratsch, Oisternig
bestimmen wieder mein Gesichtsfeld
denn ich habe mich unter sie gemischt
ungefragt und ungebeten -
sie stehen da und ragen
über dieses mir vertraute Land

ich bin alleine
denn die Liebe ist aus meinem Leben gegangen
und so suche ich Geborgenheit
in Stein, in Schnee, in Fels, in Eis -
keine Fragen, keine Antworten
nur das bloße Sein
gibt mir Vertrauen und Ruhe
und Zeitlosigkeit durchdringt erneut mein Leben

März 2003

Sonntag

Lido

wenn im sterbenden Licht des Winters
sich die Weite des Meeres
mit der Unendlichkeit des Himmels
vereint
und dabei die Wellen schäumend
ans Ufer schlagen
wird neues Leben gezeugt
das uns das nächste Frühjahr
gebiert

November 2002

Samstag

Frühwerk

ich will nicht mehr sprechen
doch kann ich noch reden
ich will nicht mehr erblicken
doch kann ich noch sehen
ich will nicht mehr gehen
doch kann ich mich noch bewegen
ich will nicht mehr lauschen
doch kann ich noch hören
ich will nicht mehr spüren
doch kann ich noch fühlen
ich will nicht mehr leben
doch muß ich noch sein

will ich nicht mehr können
oder kann ich nicht mehr wollen?

1983

Freitag

Freiheit

warm rinnt dein Blut über meine Arme
ich spüre dein Herz, das noch schlägt
an mich drücken, würde ich es gerne
das früher nur für mich gelebt
die Finger verkrampfen aus Schmerz
sich zur Faust, war ich nicht für dich
deines Lebens einzige Liebe? dann finde
neue Erfüllung und den Rausch
der Gefühle, doch nehme ich mir im Tausch
für deine Liebe, dein Herz, das du mir gegeben
in Worten, als Pfand für das, was gewesen
denn auch mein Herz wird bluten
bist du erst gegangen aus meiner Welt
als Liebe des Lebens

dein Körper wird kalt und das Blut bleibt jetzt kleben
entschwunden deine Liebe, dein Leben
doch die Welt steht dir wieder offen
kein Versprechen dich noch an mich bindet
meine Liebe zu dir nur mehr Erinnerung
und schmerzliche Sehnsüchte findet
doch geb ich dich frei, für neue Gefühle
du hast nichts gebrochen und stand'st treu
zu deinem Wort, die Fesseln die fielen
doch mit meiner Hilfe lebst du in mir fort
als Liebe des Lebens - vom Tode befreit
bleib ich dir ergeben, für alle Zeit

Dezember 2002

Donnerstag

der Weg

wohin führt mich der Weg
den ich nun gehen muß
denn bleiben kann ich nicht länger
in diesem Leben
(wäre ich eine Katze
dann ginge ich mit Zuversicht
denn von ihren sieben
sind sicher noch welche zu leben)
doch einerlei
die Liebe zieht mich weg
einfach zu ihr hin
doch scheint mir ein Leben
nur der Liebe wegen
alleine in meinen Träumen noch möglich

so gehe ich nun
und hoffe auf morgen
vertraue dem Leben und meinen Sinnen
denn wertlos erscheint mir
ein Sein
in dem meine Gefühle
wie Wasser zerfließen
und Tropfen für Tropfen
wieder härten
den Stein

Dezember 2002

Mittwoch

Leben

wir leben
wie wir leben
ohne zu überlegen
wie viele dafür sterben

wir leben
was wir leben
und nehmen
was wir kriegen

wir leben
weil wir leben
ohne uns zu fragen
ob wir etwas geben

wir leben -
mal eben

November 2002

Dienstag

Meditation

ich liege am Boden
halte die Augen geschlossen
entspanne mich
genieße das flache Liegen
atme ein (tief und ruhig)
fühle in meinen Körper hinein
erspüre die einzelnen Glieder
teile mich in Gedanken auf
atme aus (langsam ohne Eile)
versinke in der Zeit
lenke meine Aufmerksamkeit auf meine Hände
spüre meine Arme, meine Schultern, meine Beine
(aber nur dort, wo sie den Boden berühren)
ich nehme mich nur im Austausch wahr
zuerst mit dem kalten, harten Boden
doch dann erscheinst du
langsam und undeutlich zuerst
doch schnell klarer werdend
berührst du mich zart mit deiner Hand
streichelst meine Haut
zeigst mir wo ich ich bin
ich tausche mich mit der feinen Haut deiner Hand aus
ich erlebe mich durch sie
durch deine Berührung
du machst mich mir bewußt

Oktober 2002

Montag

Erklärungen

ich hasse Dich,
weil ich Dich liebe
ich weise Dich zurück,
weil ich Dich begehre
ich meide Dich,
weil ich immer bei Dir sein möchte
ich verletze Dich,
weil Du mir teuer bist
ich trenne mich von Dir,
weil ich mit Dir Erfüllung suche

Oktober 2002

Sonntag

Erkenntnis

der Mond im versinken
und Gefühle ertrinken
im Anblick der Zeit
denn es scheint dir so weit
dass dein Leben vergeben
und dein bisheriges Streben
nur zum Grabe dich führt

deine eiskalten Hände
die rundherum Wände
der Einsamkeit spüren
doch Gedanken dich führen
in eine andere Welt
dich dann eine Sehnsucht befällt
der du willst erliegen

der Zeiger, er steht
und dein Wille vergeht
darum wird die Zukunft begraben
an solch grauen Tagen
und die Hoffnung, die laue
verdunkelt dein Auge -
darum lösche das Licht

Dezember 2002

Samstag

Herbst im Wiener Wald

Gelb tropfen die Blätter
vom Himmel

der Bach ertrinkt im Laub
und stirbt einen leisen Tod
abgebrochene Äste bedecken
riesigen Insektenbeinen gleich den Boden
die Bäume schämen sich ihres
sommerlichen Übermuts
mit kahlen Ästen peitscht der
frühe Wind den Himmel bleich
das bunte Leben bereitet sich das
eigene modrige Grab
und trauernd quellen Wassertropfen
aus der erschöpften Erde

und Gelb tropfen die
Blätter vom Himmel.

November 2002

Freitag

Warten

warten
erwarten
zu warten

warten
abwarten
ab und zu warten

warten
auf die richtige Zeit warten
nicht mehr warten

November 2002

Donnerstag

Winternachmittag

Schneeflocken tanzen unruhig im Wind
konturloses Wolkengrau drängt
das Sonnenlicht aus diesem Tag
ein kurzes Aufbäumen des himmlischen Feuers
sät goldgelbes Funkeln
in eisig geschmückte Zweige
ein Schwarm schwarzer Vögel sucht Wärme
im Schnee, selbst der weiße Atem der Häuser
bleibt auf den Dächern liegen

Dezember 2002

Mittwoch

Lust

du liegst vor mir
und willst von mir genommen werden
deinen Körper, dein Verlangen, deine Gier
stellst du zur Schau durch dein Begehren
und bist bei dir
nur mehr als Frau, als Weib - betörend
dein Empfinden reißt dich mit
durch deinen Körper fließt des Lebens Lust
und deine Vereinigung mit mir
läßt dich im Rausch der Sinne
trunken von Gefühlen
die Kraft der Ewigkeit des Lebens spüren

Jänner 2003

Dienstag

Gleichgültigkeit

du schickst mir Briefe
ohne Zeilen
und schenkst mir Gespräche
ohne Worte
deine Gefühle für mich
sind hohl und leer geworden
reichen nicht einmal für Wut, Verachtung oder Zorn
deine Liebe ist verschwunden
einfach getilgt, ohne eine Spur zu hinterlassen
und trifft mich dadurch härter, tiefer
als jeder Schmerz, den du mir bereiten hättest können
ich leide
doch auch das merkst du nicht mehr
das Telefon läutet
aber ich gehe nicht mehr ran
es kommen Briefe
aber ich hole sie nicht ins Haus
denn so sehr ich mich nach deiner Aufmerksamkeit sehne
noch mehr fürchte ich deine Gleichgültigkeit

März 2003

Montag

Massage

der Druck, die Wärme
und Fingerspitzen, die sich sanft bewegen
gleiten fließend, streichelnd
über die geschmeidig weiche Haut
die Lust, die Kraft
und Daumen, die sich schmiegend
im darüberstreichen
dieser runden Form ergeben
das Sein, die Freude
und Nägel, die sich in das Weiche krallen
begehren fordernd, gebend
inne haltend, ohne zu verletzen
der Duft, das Öl
und warme Hände, die umfassend greifen
heben und dann ziehend gleiten
um sich langsam zu verlieren
der Schutz, die Nähe
und Finger, die sich zärtlich spreizend
wie ein warmer Guß
der ganzen Form bemächtigen
das Hier, das Jetzt
und Ballen, die durch flüchtiges berühren
wie nebenbei und ungewollt
die Schranken überwinden
das Du, das Ich
und Haut auf Haut löst dieses Spiel
die Grenzen auf, die uns sonst trennen
und gebend nehmen wir einander auf

März 2003

Sonntag

Trennung

Gelächter erfüllt den Raum
und Kinder tollen durch die Zimmer
nur in einer Nische sitzt einsam eine Frau
raucht und gelegentlich erzittert ihr Körper
dann treten Tränen in ihre Augen -
etwas abseits steht ein Mann mit freundlichem Blick
hält sich fest an seinem Glas
und läßt darin seinen Kummer ertrinken -
bei Tisch sind die Gespräche bemüht
und jeder hat etwas zu sagen
um nicht über die Worte der Beiden nachdenken zu müssen
obwohl, das Staunen war nicht groß
und den Hunger hat es Niemandem verdorben
doch die Blicke sind unruhig
und den Schmerz fühlt wohl Jeder allein

März 2003

Samstag

Sehnsucht

küsse mich
reiß mir mein Hemd herunter
dann beiß
in meine nackten Schultern
und zerkratz mit deinen scharfen Nägeln
meine ungeschützte Haut
denn ich will den Schmerz nun fühlen
der mir so lange ist vertraut

schlaf mit mir
zwing mich auf den harten Boden nieder
und bohre
deine Finger in mein Fleisch
reiß an meinen Haaren
mir den Kopf zurück
denn ich will den Schmerz nun fühlen
der mich so lange schon bedrückt

liebe mich
beiß mir die Lippen wund
und schlinge
deine festen Schenkel
mir um meinen Leib
und wenn sich unser Blut vereint
dann will den Schmerz ich fühlen
der schon zu lange in mir keimt

Dezember 2002

Freitag

Wenn der Traum

wenn der Traum die Wirklichkeit ersetzt
und Schmerzen treue Freunde werden
wenn die Erinnerung zur Zukunft wird
und Leiden mildes Lächeln zeugen
wenn die Furcht den Wunsch erdrückt
und Qualen liebevoll gehütet werden
wenn selbst die Sterne fallen und die Nacht erlischt
und Finsternis sich endlos breitet
dann treibe ich die scharfe Klinge
in mein wundes Herz
und brennend schreit Wahrhaftigkeit
aus meiner klaffend müden Brust

doch wärmend rinnt das dunkle Blut
wie aus einer Quelle
labend
an ein neues Lebenslicht

März 2003

Donnerstag

Mein Geheimnis

der Fluß, als er sein Bett verließ
bereitete mir ein ganz eignes Pergament
als er die Ufer flutete, ließ er den Schlamm zurück
in dessen glatte, weiche Fläche
ich mit meinem Finger sanft die Rillen ziehe
schön geschwungen, ebenmäßig
liebevoll, wie diese Buchstaben mir geworden sind
erscheint dein Name, erwecke ich die Erinnerung
hier, an einem anderen großen Strom
zu neuem Leben

Luft und Wasser, Erde, Sonnenlicht sind
meine Zeugen
bis Schritte nahen
und mit hastigen Gebärden
verwisch ich deinen Namen -
schütze ihn vor fremden Blicken
schließ ihn in mein Herz und
bewahre das Geheimnis

März 2003

Mittwoch

Der Engel

komm, und gib mir deine Hand
du sollst der Erste sein
denn Unglück bring ich in die Stadt -
dein Leid wird klein, weil kurz,
schau, auf den Plätzen liegen schon Sieche
und in den Häusern tobt ein Kampf
den alle schon verloren,
doch rasen in Verzweiflung
wilden Hunden gleich
die Angsterfüllten

komm, sonst muß ich dich auch holen,
du sollst Erlösung finden,
denn Grauen verbreit ich in der Stadt,
du brauchst es nicht erdulden
hör doch, durch die Gassen gellen Schreie
und manche Tür ist gar versperrt
zum Schutz vor mir
doch hält mich weder Schloß noch Riegel ab
und so such ich trotzdem heim
die Schmerzgeplagten

komm, und laß mich dich jetzt töten
wie all die Andern auch,
denn Verderben säe ich in der Stadt
und tilge alles Leben
doch hol ich's mir nicht rasch,
ich laß die Krankheit wüten,
laß sie dauern,
Pein erfüllt ihr Elend
und Entsetzen ihre Blicke -
der Todgeweihten

März 2003

Dienstag

Nachtliebe

Mondwolken und Himmelszweige,
Sternenwasser und Schneelicht -

zweisame Gedanken
und klamme Herzen,
des Lebens Schrei
und die Stille des Todes -

wir sind nicht allein
denn die Nacht gehört uns.

Herbst 2001

Montag

Angst

Die Freude erdrückt,
doch auch die Schmerzen begraben,
die Sonne gedämpft,
und der Regen zerstoben,
das Leben betäubt,
und selbst den Tod warten lassen.

Ein Lächeln gebannt,
doch auch die Träne vermieden,
die Umarmung verschoben,
und den Schlag unterlassen,
die Hand nicht gereicht,
doch sie auch nicht erhoben.

Die Liebe muß leiden,
doch auch der Zorn kann nicht wüten,
die Hoffnung muß warten,
wenn selbst Zweifel verzagen,
die Angst läßt nicht locker,
wenn selbst Tränen nicht steigen.

Herbst 2001

Sonntag

Zeit II

könnte ich doch die Zeit vergessen
und für immer im Jetzt leben
schon ein 'morgen' und ein 'gestern'
aber kein 'nie wieder' und
kein 'nie mehr'

könnte ich doch die Zeit vergessen
und für immer im Nun leben
wäre die Zukunft grenzenlos
einfach ohne Ende
für immer versprechend

könnte ich doch die Zeit vergessen
und für immer im Hier leben
wären meine Sorgen klein
denn die Hoffnung
bliebe gnädig

könnte ich doch die Zeit vergessen
und für immer im Leben sein
dann bräuchte ich mich nicht zu fürchten
und wäre ruhig
und glücklich

November 2002

Samstag

Abschied

Ich werde verdrängen,
ich werde zudecken,
ich werde nicht mehr an dich denken
-
aber ich werde dich nicht vergessen.

Oktober 2002

Freitag

Der Zug der Zeit

im Stille halten
entfernen wir uns
lassen uns wegbringen
von unseren Liebsten

unsere Untätigkeit
schafft Distanz
zu unseren Freunden
deren Plätze Wildfremde
eingenommen haben

unser Nichtstun
ermöglicht
das Entschwinden
aus einer vertrauten Umgebung
der wir am Bahnsteig unseres Lebens
zum Abschied nachsehen

Dezember 2002

Donnerstag

Der Himmel stürzt heut ein

der Himmel stürzt heut ein
und schwere Brocken krachen donnernd auf die Erde nieder
der Boden zittert und erbebt
reißt auf in dunkle, endlos tiefe Spalten
die Sonne hängt schon schief
und glühendheiße Tropfen prasseln sengend auf das Leben nieder
bis alle Meere kochen
zischend, brodelnd hüllt uns Dampf und Rauch
und macht die Welt zur Hexenküche

der Himmel stürzt heut ein
doch unser Treiben läßt uns nicht zur Ruhe kommen

März 2003

Mittwoch

Herbstseelen

Die Nebel des Herbstes
ziehen herauf und bedecken
unsere reinen Seelen.
Das bunte Laub der Bäume
fällt herab
und hüllt unsere Herzen
in eine vergängliche Wärme.

Herbst 2001