Freitag

sterben

vorgeladen bin ich
nur der Hund schläft einsam unterm Tisch
im Ofen brennen Scheite
und eine Schlange frißt das Leben auf
begeistert fällt der Hunger ein
Musik zieht leise, friedlich vor sich hin
die feuchten Nebelschwaden klirren
und alte Bäume stehen kahl

vorgeladen bin ich
und die Hand fährt durch das müde Haar
Gesetze schreiben, Briefe lesen
ein Motor brummt und schiebt die Gegenwart hinaus
sie schlafen unbeirrt
und Schritte knirschen auf dem Kies
die Glocke läutet grell
verloren gehen Türen auf
zur Schau gestellt ganz unbemerkt

vorgeladen bin ich
fremde Worte suchen Wege zu sich selbst
ich kenne dich nicht mehr
die gefleckte Katze schreit erschreckt
gekränkte Eitelkeit tropft aus dem Mund
und blutig rot das Laub
verbrennen Wünsche in der Glut
zum Haufen Müll am Straßenrand

vorgeladen bin ich
der Arzt teilt Leben aus
und hat noch was zu tun
das alte Kreuz erlischt
entfernt dringt Lachen an das Ohr
schreibt mit dem kalten Wasser
und schütte es dann aus
Besuch steht vor dem Tor

Ins Nichts

fremd scheint mir dieses Leben
doch bin ich nah und betrachte
voll Verwunderung wie es sich müht
wie es probiert, doch scheitert und zerbricht
die Verzweiflung rührt mich nicht
und auch die Hoffnungslosigkeit entlockt
nicht einmal Anteilnahme -
betrachtend schleppt sich Tag um Tag
die Neugier ist schon zahm geworden
das Streben ist erloschen, so auch jeder Drang
nur noch der Wunsch dem Dasein zu entrinnen
findet die Flucht in Träumen einen Helfer
der Schlaf ist gnädig und empfängt
im Vorhof mild gestimmt, bereit
den Preis aufs Neue auszusetzen
Nacht strömt in die Adern und begreifend
sinkt ein Körper kraftlos in sich ein -
betrachtend trennt sich der Geist
von einer ausgehölten Hülle.